Wer feiern wollte, mußte gut trinken...
Hünfelder Zeitung
Dienstag, 6. Februar 1996
Geschäftsleben: Die Gastwirtschaft Walk in Soisdorf wird heute 200 Jahre alt
„Kultureller und geselliger Mittelpunkt" - Wer feiern wollte, mußte gut trinken
Eiterfeld-Soisdorf (ic) „Über den mir bei meinem Dasein gütigst bestellten Hopfen habe ich das Vergnügen, Ihnen umstehend Rechnung zu erteilen, für deren Betrag Sie mich mit 48 Mark erkennen wollen." So lautet ein Rechnungsauszug aus dem Jahre 1798 an die Gastwirtschaft Walk in Soisdorf.
Zwar wird in dem Haus heute nicht mehr Hopfen in Rechnung gestellt, dafür aber zum Beispiel Bier, Wein, Fleisch, Gemüse oder Fisch.
Denn auch 1996, im 200. Jahr seines Bestehens, ist der Gasthof Walk immer noch eine Stätte der Gastlichkeit. Gernot Walk führt zusammen mit seiner Frau Susanne in siebter Generation eine alte Familientradition fort. Und trotz der vielen Veränderungen, die die vergangenen zwei Jahrhunderte mit sich brachten, ist der „Goldene Stern" auch heute noch kultureller und geselliger Mittelpunkt von Soisdorf. Vor allem ist das Haus aber auch ein Restaurant mit einer Speisekarte, die für jedermann etwas zu bieten hat. Die Palette reicht von deftiger Rhöner Kost bis hin zu erlesenen exotischen Speisen.
Aber zurück zur Geschichte. Am heutigen Dienstag besteht die Gaststätte „Zum goldenen Stern" genau 200 Jahre. An jenem 6. Februar 1796 kaufte Heinrich Walk das Haus Nummer 10 von Christoph Peter. Damit sollte eine Historie mit vielen interessanten Begeben- und Besonderheiten beginnen.
Wer hätte gewußt, daß zum Ausgang des 18. Jahrhunderts Zwangszechen bestanden, die es den Bürgern von Soisdorf und Treischfeld zur Pflicht machten, „alle ihre Ehesachen, Hochzeiten, Kindstaufen, Hingeboten, auch Martini, Petersmahl, Florrits, Hirten- und Schäferdingungszechen und dergleichen in diesem Wirtshaus zu halten". Dies steht im Fürstenecker Salbuch von 1713. Mit der sogenannten Schenkgerechtigkeit ging im Jahre 1796 das Brau- und Brennrecht in Soisdorf und Treischfeld auf die Familie Walk über.
Und wer dort feierte, der mußte ordentlich trinken, denn sogar eine Mindestzechmenge wurde in der Vorschrift festgelegt. Aus diesem Grunde baute der erste Besitzer, Heinrich Walk, eine Brauerei und eine Brennerei und hob einen Gewölbekeller für die Biereinlagerung aus.
Der übernächste Gaststätteninhaber, Johannes Walk, gab allerdings 1864 die Brennerei auf. Dafür intensivierte sein Sohn Josef das Bierbrauen auf dem Anwesen. Um die Qualität des auch schon damals beliebten Gerstensaftes auch im Sommer zu verbessern, erbaute er einen gewölbten Felsenkeller am Knottenberg, in dem sogar im Sommer das Eis gelagert werden konnte. Der Keller ist heute noch erhalten und dient als Kartoffellager.
Friedrich Wilhelm Walk, Eigentümer Nummer fünf, war nicht nur Gast- und Landwirt, sondern auch von 1921 bis 1935 Bürgermeister von Soisdorf.
Josef Walk, der vor zwei Jahren verstarb, führte die Geschäfte der Gastwirtschaft von 1959 an in bewährter Weise fort und dürfte noch vielen rund um Soisdorf gut in Erinnerung sein.
In Anlehnung an diese lange Tradition ist es heute das erklärte Ziel von Gernot und Susanne Walk, den dörflichen Charakter mit Stammtisch und Vereinsleben ebenso zu erhalten wie auch verwöhnten Gaumen aus nah und fern erlesene Speisen zu kredenzen. Küchenchef Gernot Walk hat in Garmisch-Partenkirchen, in Los Angeles und auf den Bermudas viele Erfahrungen in deutschen und internationalen Küchen sammeln können und dabei Starköchen wie Charles Saliou über die Schulter geschaut. So brachte er viele Rezepte aus dem Ausland mit nach Soisdorf und bietet nach dem Motto „Altes mit Neuem verbinden" viele interessante Gerichte an.